Gespräch
Eva Hosemann (seit 2020)
Das leidenschaftliche Theatertier
von Eva Hosemann und Andreas Sommer
Erschienen in: WIR MACHEN THEATER ... jedes Jahr im Sommer – 75 Jahre Burgfestspiele Jagsthausen (05/2025)

Nur ein einziges Mal in ihrem Leben hat Eva Hosemann eine angebotene Regiearbeit abgelehnt. Das war 2009 – und das Stück hieß „Götz von Berlichingen“. Sie las Goethes Frühwerk durch und dachte: Damit kann ich nichts anfangen. Sie gab der Anfrage des Theaters Phönix in Linz einen Korb und inszenierte stattdessen Friedrich Dürrenmatts „Die Physiker“. Ironie des Schicksals: Seit der Spielzeit 2020 ist sie künstlerische Leiterin der Burgfestspiele Jagsthausen, die seit nunmehr 75 Jahren jedes Jahr den „Götz von Berlichingen“ aufführen. Irgendwann wird sie das Traditionsstück am historischen Ort auch selbst inszenieren.
Die gebürtige Augsburgerin, Jahrgang 1962, ist gelernte Schauspielerin. 1986 schloss sie ihre Ausbildung am Max Reinhardt Seminar in Wien mit Auszeichnung ab. Sie spielte an zig Theatern, so an der Landesbühne Hannover, am Wiener Burgtheater und am Theater Rampe in Stuttgart, das sie von 1998 bis 2013 als Intendantin (bis 2004 gemeinsam mit Stephan Bruckmeier) leitete. Sie hat die Rampe als Autorentheater auf Gegenwartsdramatik fokussiert und so wichtige Impulse für die Zusammenarbeit von Autoren und Theaterpraxis gegeben. Seit 1991 inszeniert die leidenschaftliche Leserin an verschiedenen Bühnen Stücke von Schiller bis Genet, von Fassbinder bis Dea Loher, von Sibylle Berg über Lutz Hübner und Eugen Ruge bis zu Jenny...