Theater der Zeit

3 Konzeptionelle Aspekte zur Faust-Inszenierung von Claudia Bauer am Konzerttheater Bern

von Julia Kiesler

Erschienen in: Recherchen 149: Der performative Umgang mit dem Text – Ansätze sprechkünstlerischer Probenarbeit im zeitgenössischen Theater (09/2019)

Der dritte Probenprozess wurde im Rahmen der Inszenierung zu Goethes Faust. Der Tragödie erster Teil in der Regie von Claudia Bauer am Konzerttheater Bern im Zeitraum vom 12. bis 28. Juni 2014 sowie vom 11. August bis 10. September 2014 teilnehmend beobachtet. Der Probenprozess setzt sich zusammen aus Vorbesprechungen, einer Vorprobenphase im Juni 2014, die aus Leseproben vor der Konzeptionsprobe, der Konzeptionsprobe, Leseproben nach der Konzeptionsprobe, Tischproben, musikalischen Proben und szenischen Proben auf der Probebühne besteht sowie einer Hauptprobenphase im August/September 2014, die sich aus Lese- und Tischproben, musikalischen Proben, szenischen Proben auf der Probebühne und szenischen Bühnenproben, Durchlaufproben, technischen Proben und Videoproben sowie den Hauptproben und der Generalprobe auf der Hauptbühne des Konzerttheaters Bern und den Kritikrunden zu den jeweiligen Hauptproben zusammensetzt. Hier sollen zunächst einige konzeptionelle Ausgangspunkte der Produktion erörtert werden, die aus der Analyse der Konzeptionsprobe vom 16. Juni 2014, der ersten Leseproben, des Interviews mit Claudia Bauer sowie ihrer Aussagen im Programmheft hervorgehen.

3.1 Inhaltlicher und formaler Ausgangspunkt

Ein zentraler Satz der Figur Faust, der innerhalb Claudia Bauers Inszenierung mehrfach wiederholt wird, lautet: „Ich hätte Lust, nun abzufahren!“ Im Zentrum steht das unablässige menschliche Streben. Faust als „depressive Volksseele“, als „moderner Mensch“ (Bauer in: Kiesler, Probenprotokoll...

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