Theaterprojekte in Gefängnissen haben in den letzten zwei Jahrzehnten einen Boom erfahren. Zwar gibt es auch in Deutschland weiterhin Haftanstalten, die – durchaus zum Nachteil für die Insassen – „unbespielt“ bleiben. Aber die meist freien Theatermacher, die bisher in die Räume hinter den Gitterstäben vorgedrungen sind, werden auch diese Bastionen noch erobern. „Freispieler“, eine Publikation der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft und des Bielefelder transcript Verlags, stellt nun Projekte des vornehmlich in Berliner Haftanstalten tätigen Vereins Minor vor und gibt darüber hinaus einen instruktiven Einblick in die Motivationen der Theatermacher, ihrer Spieler und auch der Institutionenvertreter, die diese Tätigkeiten unterstützen.
Minor unterscheidet sich in seinem Ansatz von anderen Gefängnistheatermachern. Gehen diese, in der Regel angetrieben von einem starken künstlerischen Leiter mit recht konkreten Vorstellungen über die Ästhetik der zu schaffenden Arbeit, für einen auf die Aufführung hin ausgerichteten Probenprozess in das mit Gittern umbaute Terrain, so organisiert sich Minor in verschiedenen Werkstätten mit Trainingsangeboten von je neun Monaten Dauer. Dies führt zu einer bemerkenswerten Offenheit. Theateraufführungen können entstehen, aber auch ein Film wie „Dornenkronen“, der im Berliner Kino Babylon Premiere feierte. Interessant sind auch die sogenannten „Draußenwerkstätten“, in denen Freigänger und Haftentlassene die Theaterarbeit fortsetzen können.
Als lektüreleitend für die...