Ausblick: Linguisterie und Lalangue
von Sebastian Kirsch
Erschienen in: Das Reale der Perspektive – Der Barock, die Lacan’sche Psychoanalyse und das ‚Untote‘ in der Kultur (07/2013)
Lacan entwickelt seine Version von Metapher und Metonymie in der Frühzeit seiner Seminare, zu einem Zeitpunkt, als er mit kybernetischen Modellen und Begrifflichkeiten experimentiert (Jakobson war als Linguistik auch Kybernetiker). Schon kurz darauf wird er sich von der Kybernetik mit ihren geschlossenen Strukturen abwenden – den linguistischen Erkenntnissen scheint er aber, zumindest im großen und ganzen, noch lange zu vertrauen. Jedenfalls formuliert Lacan explizit erst spät den Gedanken, dass das linguistische System eine Idealisierung darstellt – in Seminar XX etwa, wo er nur noch von der »Linguisterie« spricht.86 Zieht man aber Lacans Überlegungen zum optischen Feld heran, so lässt sich leicht erkennen, worin auch diesmal das Problem liegt: Die linguistischen Tropen schreiben sich letztlich vom Paranoiapol her bzw. sind im Geometralen verankert – dass auch die Metonymie zum Paranoiker gehört, lässt sich etwa an ihrer widersprüchlichen Beziehung zur Zensur ablesen. (So erklärt sich auch, dass Metapher und Metonymie als Vorder- und Rückseite beide in der Figur Angelos, des paradigmatischen Paranoikers, enthalten sind.) Wieder ist damit nicht gesagt, dass Metapher und Metonymie als Beschreibungskategorien nichts träfen oder gänzlich verabschiedet werden müssten. Doch ihr Geltungsbereich verkleinert sich, sie erscheinen als Bestandteil einer umfassenderen Topologie. Was darum in Lacans späterem Denken eine zunehmende...