rank Schubert: Was muss die Ausbildung heute leisten, wenn wir eigenständig denkende, kreative Künstler fördern wollen?
Stephan Lichtensteiger: Junge Menschen bewegen sich heute in einem ganz anderen Feld als wir vor zwanzig, dreißig Jahren. Der Rahmen der Konventionen ist viel offener, das Theater ist hybrider geworden, es gibt auch ganz andere Möglichkeiten der Vernetzung und Präsentation. Ich sehe eine Formenvielfalt und gestalterische Möglichkeiten, die ich früher nicht kannte. Die jungen Theaterschaffenden bewegen sich in einer Welt enormer Zersplitterung und Komplexität, ein Ort großer Verunsicherung. Da eine Position zu finden und auf die Themen der Zeit zu reagieren, ist nicht gerade einfach. Das macht natürlich auch die Ausbildung komplexer – was wäre denn heute das Zentrum, was heißt denn heute »Handwerk«? Die Antworten fallen sicher anders aus als vor zwanzig, dreißig Jahren. Das technische Grundhandwerk ist vielleicht ähnlich, das künstlerische ist ein anderes.
Ich stelle mir die Ausbildung gerne als Bewegung in einem Spannungsfeld von sich kreuzenden Achsen mit den Polen Theorie – Praxis und Experiment – Elaboration vor. Es stellt sich die Frage, wie sich eine Institution in diesem Spannungsfeld bewegt. Wie extrem positioniert man sich darin und wie verbinden sich die Erfahrungen?
FS: Nun hast du die »Labore« für...