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Meine Erinnerung an Herrn Schuch
Über den langjährigen Leiter des Henschel Schauspiel Theaterverlags
von B. K. Tragelehn
Erschienen in: Theater der Zeit: Vorwärts immer, rückwärts nimmer – Schwerpunkt Klassismus (02/2021)
Zum Henschelverlag und auf Herrn Schuch bin ich gestoßen, als ich, nach einer Fürsprache Paul Dessaus, wieder zur Arbeit im Theater zugelassen wurde. Stücke von Shakespeare, Jonson, Molière habe ich für meine Inszenierungen neu übersetzt. Schuch, der den Bühnenvertrieb leitete, war ganz vorurteilslos gegenüber meiner Vorgeschichte. Und das in einem Parteiverlag! Denn die Nachkriegsgründung durch den alten Volksbühnenmann Bruno Henschel war 1952 ins Eigentum der SED übergegangen, aus der ich ja nun ausgeschlossen war.
Immer habe ich von Herrn Schuch gesprochen – auch noch als wir uns geduzt haben. Denn sein Habitus war durchaus bürgerlich. Nicht spießig und nicht herrschaftlich, sondern pragmatisch. Er war durch und durch ein Pragmatiker, und er hatte nicht die landesübliche Verkrampfung des Verhaltens, wie Ideologie sie erzeugt hat. Dazu kam, dass ein katalanischer Autor, der die Zischlaute des Namens Schuch nicht zu sprechen vermochte, ihn Señor Skuk nannte. Was schnell zum geläufigen nickname geworden ist.
Man konnte mit Schuch Pferde stehlen und Bier trinken. Einmal sind wir vom alten Henschelverlag in der Oranienburger Straße in den nur fünf Minuten entfernten Nordbahnkeller gegangen, wo ich früher, als Junggeselle mit einem Zimmer in der Gartenstraße, immer essen gegangen war: Currywurst mit Kartoffelsalat. Wir saßen lang und redeten....