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Die Performativität des sozialen Raums und die Transformationspotenziale darstellender Künste im öffentlichen Raum
von Katja Drews
Erschienen in: Recherchen 127: Darstellende Künste im öffentlichen Raum – Transformationen von Unorten und ästhetische Interventionen (12/2017)
Darstellende Kunst im öffentlichen Raum bietet bedeutsame Möglichkeiten, bestehende Verteilungszustände sozialer Wirklichkeiten und Anordnungen der materiellen Nutzungspraxen der Bewohner sozialer Räume am künstlerischen Schauplatz, im Stadtraum und im übergreifenden Kontext translokaler Aktionsfelder künstlerischer Prozesse in Bewegung zu bringen. Durch das Erzeugen ästhetischer Differenzerfahrungen der wahrnehmenden Subjekte machen Kunstwerke im öffentlichen Raum neuartige Formationen der vorhandenen Wirklichkeitsbestände erlebbar. Die Beschäftigung mit dem öffentlichen Raum der Städte als Terrain künstlerischer Werke steht naturgemäß zentral auch in der akademischen Auseinandersetzung mit der Beschaffenheit solchen Kunstgeschehens, jüngst etwa in der Ausstellung und Publikation2 DEMO:POLIS. Das Recht auf Öffentlichen Raum der Berliner Akademie der Künste.
Im Folgenden möchte ich einige Gedanken zur Produktivität ästhetischer Raumpraxis ausführen, die den relationalen Raumbegriff der Ethnografie, Raumsoziologie und postmodernen Humangeografie zum Ausgang nehmen für das Verstehen des Handlungskontinuums szenischästhetischer Produktionen im öffentlichen Raum. Die wirkungsmächtige Schnittstelle darstellender Kunst zum Ort ihres Geschehens kann im Sinne der modernen Raumsoziologie, die Martina Löw3 grundlegend systematisiert hat, verstanden werden als Handlungsdimension der (Re-)Produktion gesellschaftlicher und materieller Ressourcenverteilungen und deren Nutzungspraxis an topografisch und humangeografisch konkretisierten Orten durch die Akteure am künstlerischen Setting.
Ausgangspunkt ist ein transdisziplinäres Verständnis der performativen Tableaus im öffentlichen Raum als Diversität erzeugende räumliche Bewegung der Beteiligten....