Als Experte auf einem Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen
von Dirk Baecker
Erschienen in: Recherchen 99: Wozu Theater? (01/2013)
Der Schwarzmarkt findet im Theater statt. Das nützliche Wissen und Nicht-Wissen wird auf der Bühne verhandelt und es hat sein Publikum. Erst so wird die Idee, mit der Hannah Hurtzig seit den ersten ‚Schwarzmärkten für nützliches Wissen und Nicht-Wissen‘ in Berlin, Hamburg und Warschau nun erfolgreich durch ganz Europa tourt, zu einem Format, zu einem Format des Theaters und zu einem Format des Wissens.
Zweimal bereits durfte ich mich als ‚Experte‘ an diesen Schwarzmärkten beteiligen, und beide Male faszinierten mich mehr noch als die eigene Situation des Zweiergesprächs die Zuschauer, die auf den Rängen saßen und sich stundenlang das Geschehen auf der Bühne anschauten. Einige wenige griffen dabei zu den Kopfhörern, mit deren Hilfe man in ausgewählte Expertengespräche hineinhören kann. Die meisten schauten einfach nur zu, ohne hören zu können, was gesagt wurde, und ich hatte beide Male das Gefühl, dass sie am besten begriffen, was hier geschieht und dass hier etwas Neues geschieht.
Das Setting ist ja ungewöhnlich genug. In strenger ästhetischer Gestaltung stehen mehrere Reihen von kleinen Tischen festgeschraubt auf der Bühne, an denen ein Experte und ein Kunde einander gegenüber Platz nehmen, damit der Experte in einer präzise begrenzten halben Stunde dem Kunden, der sich zuvor am...