Wie lässt sich kollektive politische Praxis nach dem Ende der großen Gemeinschaftsentwürfe und unter den medialen Bedingungen der Gegenwart verstehen und entwerfen? Wie ist Organisation jenseits klassischer Organisationsformen möglich, die auf der Idee der Institution, dem Gedanken der Versammlung und auf Techniken der Disziplinierung beruhten? Und was wäre das bindende Element einer Politik, die sich jenseits symbolischer Bindesysteme – Parteien, Blöcke, Gruppen oder auch Schulen und Bewegungen – ansiedelt? „Jahrhundertelang auf die Möglichkei- ten (und die Unmöglichkeit) fixiert, das wirre Wirkliche der durcheinanderlebenden Men- schen unter die Kontrolle eines Modells von Kollektivität zu bringen, wendet unsere Auf- merksamkeit sich nun den Formen kollektiver Organisation zu, die dieses Wirkliche immer- zu selbst hervorbringt … Dabei handelt es sich um ein Glück.“
So emphatisch beginnt Kai van Eikels seine Studie zur „Kunst des Kollektiven“, die nicht weniger beansprucht, als ein politisches wie ästhetisches Paradigma des Kollektiven auszuarbeiten, das den veränderten Realitäten des 21. Jahrhunderts entspricht. Ausgangspunkt und zentrales Argument, das auf 500 Seiten bis in feinste Verästelungen ausgefaltet und an drei Performances von Ligna, Forced Entertainment und der Geheimagentur exemplarisch reflektiert wird, ist dabei die Einsicht, dass es Formen kollektiven Handelns gibt, die nicht nur ohne repräsentative Überformung auskommen, sondern sich paradoxerweise...