Die drei Modernen im Vergleich
von Wolfgang Engler
Erschienen in: Wendungen: Die andere Wahrheit (09/2021)
Rein auf ihre Problemlösungskompetenz gesehen macht die Hybridmoderne im Vergleich zu ihren beiden Vorläufern keine so schlechte Figur.
Die Marktmoderne bekommt die funktionellen Einheiten des Vergesellschaftungsprozesses nicht wirksam genug zu fassen. Die gehören Privaten und die verbitten sich politische Einmischungen, die die Eigentumsgrenze überschreiten. Überhaupt schwächt das dieser Gesellschaftsform innewohnende Rationalitätsprinzip, Rechenhaftigkeit in allen Lebenslagen, die Bereitschaft zur Kooperation, die wichtigste Ressource, um globale Herausforderungen zu bestehen. Auch, gerade deshalb verschiebt sich die die geopolitische Machtbalance unaufhaltsam von West nach (Fern-)Ost. Dass der ‚zweckrationale‘ Westen sich zu Tode siegen könnte, sah der Philosoph Helmuth Plessner schon 1935 voraus, wobei er den Blick seinerzeit primär auf Japan richtete: „Nur um den Preis seiner Mechanisierung und Instrumentalisierung erobert der Europäismus die Welt. Diese seine Übertragbarkeit auf nichtchristliche Kulturen wird ihm zum Schicksal. Äußerlich dadurch, dass er sich Konkurrenz auf Konkurrenz großzieht, innerlich dadurch, dass die Leistungen europäischen Geistes von ihm unabhängig werden.“21
Die Planmoderne zeichnete sich durch umfassende politische Eingriffschancen in das Handeln der Subeinheiten aus. Aber sie entwickelte keine Mechanismen, um diese Einheiten füreinander und für die Bedürfnisse des reaktiven Dritten aufzuschließen. Privatismus ohne Privateigentum, ohne Ersatz für dessen Antriebskräfte, das war das Grundübel, und das zehrte an der Substanz....