Die Szene ist einer der zentralen Begriffe des französischen Philosophen Jacques Rancière. Bereits in seinem frühen Werk „Das Unvernehmen“ (2002) hatte er sie für seine Auffassung von Politik als Streit (und nicht als institutionalisierte Ordnungsmacht) als eine „Bühne der Sichtbarmachung“ errichtet. Die Rancièr’sche Szene ist für die dort in Erscheinung tretenden Akteure immer auch eine Schlüsselszene – insofern, als sie ihre Protagonisten immer in einem Moment beschreibt, in dem sie sich als politische Subjekte von gesellschaftlichen Ordnungen emanzipieren. Weshalb die so verstandene Politik natürlich auch immer der Streit um diese Bühne selbst ist, da die Emanzipation eine gesellschaftliche Neuaufteilung provoziert.
Gleiches gilt für Rancières vielfache Betrachtungen der Kunst. Hier verfolgt er nicht weniger als die Aufhebung aller Hierarchien, die ihr aus einem kunstgeschichtlichen Verständnis anhaften. Jenseits von Zweckmäßigkeit, Repräsentation, Handwerk oder Wirksamkeit setzt er die individuelle sinnliche Erfahrung in den Fokus der Betrachtung, ein rein „ästhetisches Regime“. Ausgehend davon kritisierte er bereits in „Der emanzipierte Zuschauer“ (2010) Formen kritischer Kunst, die gesellschaftliche Missstände beseitigen wollen oder pädagogische Wirkungen erzielen möchten. Nicht zuletzt deshalb wird er auch im Theater skeptisch gelesen, insbesondere von Vertretern des Artivism. Obwohl Rancières Begriffswahl dem Theater entspringt, fanden in seinen unzähligen Arbeiten zur Ästhetik vergleichsweise nur...