Das Spielart-Festival in München war gespickt mit Diskursen der Selbstverortung und hatte vor allem in seinem Südafrika-Schwerpunkt ein Vermittlungsproblem
Wenn ein Festival 16 Tage dauert und das Ende einige Glücksfälle bereithält, neigt man dazu, über die holprigen Anfänge den Mantel des Schweigens zu breiten. Wenn das Gedächtnis alles streicht, was keinen intellektuellen, emotionalen oder ästhetischen Widerhall gefunden hat, bleibt schließlich immer noch genug übrig. Wie etwa Marta Górnickas stupend choreografierte Chorarbeit „Hymne an die Liebe“, die die hässliche Fratze des wachsenden Nationalismus in (Ost-)Europa irritierenderweise auf die diversesten Gesichter schockzaubert (siehe auch Stückabdruck TdZ 10/2017). Oder die einzigartige Melange aus Pedanterie und Anarchie, mit der der junge Belgier Louis Vanhaverbeke in „Multiverse“ mit dem, was andere auf die Müllhalde werfen, eine einzigartige Schöpfungsgeschichte erzählt, unzählige selbstgebaute Plattenteller kreisen lässt und selbst im Kreis rennt, als gelte es sein Leben.
So schaurig konsequent wie die „Hymne“, so lustvoll verspielt wie „Multiverse“ war keine andere Produktion beim Münchner Spielart-Festival, das in diesem Jahr gespickt war mit unbekannten Namen und theatralen Diskursen der Selbstverortung, wobei man „theatral“ oft in Klammern setzen musste. Nicht so allerdings bei Lola Arias’ Versuch, den Irrwitz des Falklandkrieges anhand der Lebensgeschichten von sechs Veteranen zu verdeutlichen. Sie lässt in „Minefield“ ihren Experten des Alltags Zeit, sich beim gemeinsamen Erinnern bis an die ideologischen Gräben heranzuwagen, die sie...
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