Phonostilistische Varianten
von Viola Schmidt
Erschienen in: Mit den Ohren sehen – Die Methode des gestischen Sprechens an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin (04/2019)
Die Standardaussprache weist phonostilistische Differenzierungen auf. In verschiedenen Kommunikationssituationen wird unterschiedlich genau artikuliert. Die Dynamik der sprecherischen Äußerung beeinflusst die Artikulationspräzision. Da die Artikulation Mittel der schauspielerisch-gestischen Äußerung ist, sollte sie Schauspielstudierenden am Ende ihrer Ausbildung in den verschiedenen Präzisionsstufen der Standardaussprache bis hin zum Sprechen von Soziolekten und Mundarten und zum artifiziellen Gebrauch gleichermaßen zur Verfügung stehen.
Die Ausbildung von Schauspielstudierenden im gestischen Sprechen orientiert sich an der höchsten Artikulationspräzision der Standardaussprache. Verssprache und strukturierte Prosa sowie besondere räumliche Anforderungen bestimmter Bühnensituationen verlangen eine hohe Artikulationspräzision. Davon ausgehend lässt sich eine bühnentaugliche stilisierte Alltagssprache entwickeln. Die Arbeit an Dialekten, Mundarten und am artifiziellen Sprechen schließt sich in der Regel an. Dazu gehört auch die Anwendung von Sprach- und Sprechfehlern sowie Sprechen und Lachen und Sprechen und Weinen. Die konkreten Anforderungen des szenischen Unterrichts beeinflussen den Unterrichtsablauf mit. Das gestische Sprechen ist Teil des Ausbildungskonzepts der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch und orientiert sich an den Bedürfnissen der Studierenden bezüglich der handwerklichen und künstlerischen Anforderungen des schauspielerischen Grundlagenunterrichts, der szenischen Arbeit, der Projekte und Studioinszenierungen. Die Sprecherzieher besuchen die szenischen Proben, beschreiben während oder nach der Probenarbeit ihre Beobachtungen und geben Hinweise zum Umgang mit sprecherischen Mitteln. Im Einzel- oder...