Bei Rilke gibt es den apodiktischen Satz: „Du musst dein Leben ändern.“ Ihr Stück heißt „ändere den aggregatzustand deiner trauer“. Das scheint mir recht fatalistisch in dieser Stilisierung, schon jenseits einer Wirklichkeit, in der das Leben sich überhaupt ändern ließe. In welcher Form der Realität ist der Text angesiedelt?
Der Gestus ist der des Untoten. Gemeint ist damit das Individuum in der Gemeinschaft, die es zwar gibt, jedoch kommt es in dieser „Feigheit der Gruppe“ auch wieder nicht vor. Es dominieren glasklare Flächen, die alle Widerstände wegätzen.
Ein moderner Totentanz also?
Eine szenische Meditation über die Tatsache, dass dem Natürlichen der Raum genommen wird. Auf der inhaltlichen Ebene: eine Anordnung der Geschehnisse und Umstände um den frühen Freitod eines Jungen. Es ist für alle zur Sprache Kommenden – Kernfamilie, die dörfliche Gemeinschaft, die sich im Wesentlichen bedroht fühlt durch diese Ballung an Autoaggression – wie ein Sprechen aus der Depression heraus. Im Text ist selbst der Tod zur Ich-AG verkommen, die Larven und ihre Maden sind hungernde Tierchen, bald auf der Liste der bedrohten Tierarten zu suchen, da Sterbevorgänge derart marginalisiert wurden.
Die Form des Textes ist ungewöhnlich. Es gibt keine Handlung, keine Dialoge, dafür einen einzigen Monolog, der fragmentarisch...