„Wie man es erzählen kann, so ist es nicht gewesen.“ Damit hebt Tilmann Köhlers Inszenierung von Christa Wolfs „Der geteilte Himmel“ an. Ein bemerkenswerter Zugang. Wer mit diesem epischen Versuch des „Bitterfelder Weges“ („Greif zur Feder, Kumpel!“) aufgewachsen ist – und dagegen ein gewisses Maß an Überdruss entwickelt hat –, der wird von Köhlers Perspektive überrascht sein. Wie soll man leben? Die Frage wirkt hier frappierend frisch, keineswegs angestaubt. Dabei meinte man doch, diese „vorkritische“ Erzählung Christa Wolfs gut genug zu kennen. Lauter verbrauchte Träume von gestern, dem gerechten Vergessen anheimgegeben! Aber das, so zeigt uns Köhler, ist falsch. In dem Text steckt viel gegenwärtiges Wissenwollen über eine Vergangenheit, die nicht tot ist.
Die Liebe zwischen Rita Seidel und Manfred Herrfurth wurde keinesfalls mit dem Mauerbau am 13. August 1961 zerstört, wie man heute mutmaßen könnte. Das wäre zu simpel in Analogie zum politischen Geschehen gedacht. Hier vollzieht sich ein anderes Drama, über das Christa Wolf in ihren Tagebüchern schreibt: „Ihre Liebe ist vorher zerbrochen, nicht dadurch, daß er weggeht. Allerdings hat die Trennung jetzt etwas Endgültiges und schneidet noch tiefer ein.“
Die Bühne von Karoly Risz ist weitgehend leer. Ein schlichtes Holzpodest, auf dem man im Kreis laufen und...