Das Konzert Theater Bern kündigt die Schweizer Erstaufführung eines Stücks von Lukas Bärfuss an, welches man nicht kennt – das erstaunt. Es stellt sich heraus, es ist ein bereits 2001 in Bochum uraufgeführtes Werk. Samuel Schwarz, mit dem Bärfuss damals die Theatergruppe 400asa gegründet hatte, die mit brisanten politischen Inhalten und innovativer Ästhetik für Furore sorgte, brachte das Stück zur Aufführung. Seitdem wurde es in den Dramaturgiestuben unbeachtet nach hinten gelegt. Weshalb auch immer, aber es war ein Fehler.
Bärfuss, der in den letzten Jahren vor allem Frontberichte aus dem Schweizer Kulturkrieg geliefert und die Natur der konservativen Revolution dargestellt hat, die den Massen christlich-kriegerische Spektakel bietet und Wohltaten an die Reichen verteilt, der die Korruption der öffentlichen Debatte, die Verdrängung jeder Sache, um die es sich lohnt zu streiten, anprangerte, schrieb mit „Die Reise von Klaus und Edith durch den Schacht zum Mittelpunkt der Erde“ ein Theaterstück, welches an die Dramengeschichte der fünfziger und sechziger Jahre erinnert: an die Häftlingspsychosen bei Sartre und Genet, auch an Anouilh. Er überhöht eine dramatische Familiengeschichte zur parabelhaften Allegorie und spendiert, das soll gleich gesagt sein, einen ganz und gar überzeugenden Theaterabend, der all jenen gefallen wird, denen die derzeit fast schon wieder...