Die Wiedergeburt des Theaters aus dem Geiste des Dionysos
Erschienen in: Die Rückkehr des Dionysos – Mit einem Vorwort von Erika Fischer-Lichte (06/2016)
Assoziationen: Wissenschaft Akteure
Der Titel des Buches, das die grundlegende programmatische Schrift des griechischen Regisseurs Theodoros Terzopoulos einem deutschen Publikum vorstellt, verkündet die Rückkehr des Dionysos. Was ist damit gemeint? Kehrt der antike Gott des Theaters endlich wieder in seine angestammte Sphäre, das Theater, zurück und betritt damit zugleich unsere megamoderne, superdigitalisierte Welt? Zielt diese Rückkehr auf die Wiederherstellung eines früheren Zustandes oder auf eine radikale Erneuerung?
Im Laufe des 20. Jahrhunderts sind wiederholt Theaterkünstler mit dem Anspruch aufgetreten, Theater ganz neu zu bestimmen und es von Grund auf zu verändern. Die Theaterreformer um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, die verschiedenen Avantgardebewegungen im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, die Vertreter der sogenannten Neoavantgarde oder Postmoderne seit den 1960er Jahren und seit den 1990er Jahren die Verkünder ganz unterschiedlicher neuer Theater- und Performanceformen, sie alle eint das Ziel, ein neues Theater zu schaffen, das den spezifischen Bedingungen ihrer Zeit Rechnung zu tragen vermag. In einigen Fällen sollte dieses Ziel dadurch erreicht werden, dass der Schauspieler ins Zentrum treten und eine neue Schauspielkunst entwickeln sollte. Dies gilt für Meyerhold und seine Biomechanik ebenso wie – wenn auch auf ganz andere Weise – für Grotowski und seinen „heiligen Schauspieler“. In keinem Fall jedoch wurde...