„Auf einmal“, neun Tage nach Beginn des Mauerbaus, taucht Konrad Adenauer (Sven Simon) am Tatort auf. Geisterhaft schleicht „der Alte“, wie er längst im Volksmund heißt, über die Bühne, nichts tuend, nichts sagend, fast wie tot. Trüge er nicht eben jene unverwechselbaren Gesichtszüge des ersten Kanzlers der Bundesrepublik, könnte dieser Mann ohne weiteres als Geist des toten Königs von Dänemark durchgehen. Im Vordergrund verfolgt Willy Brandt (großartig: Andreas Hutzel), Bürgermeister Berlins, gebannt das Geschehen – und ist sich sicher: Unmöglich könnten die Bürger den „Alten“ ein weiteres, viertes Mal zum Bundeskanzler wählen, nicht diesen Stillstand in Person – und schon gar nicht gegen ihn, den Visionär, der das Volk wieder vereinigen und den Kalten Krieg beenden möchte. Ehefrau Rut (Susanne Höhne) hingegen sieht es kommen: „Unterschätze den Uhu nicht!“, mahnt sie ihren Mann. Und als es schließlich so weit ist, der inzwischen 85-jährige Adenauer zum vierten Mal die Wahl gewinnt, weiß Rut prompt den Grund: „Er menschelt“, sagt sie über den „Uhu“ – nicht ohne Gatte Willy eins zu verpassen. Sie hält ihm vor, in jeder Lebenslage derselbe öffentliche Mensch zu sein.
Es ist nicht die einzige, vielleicht aber die prägnanteste Szene, in der Autor und Regisseur Michael Wallner Willy...