Befähigung zur Deutungsmacht
von ehrliche arbeit – freies Kulturbüro
Erschienen in: Recherchen 114: Fiebach – Theater. Wissen. Machen. (06/2014)
Die Antwort auf die Frage, inwieweit unsere universitäre Ausbildung unsere heutige Berufspraxis beeinflusst, lautet ohne Übertreibung: grundlegend und in allen Aspekten.
Unser Selbstverständnis als Theaterpraktikerinnen und Unternehmerinnen wäre mit Sicherheit ein elementar anderes, hätten wir nicht Theaterwissenschaft/Kulturelle Kommunikation an der Humboldt-Universität zu Berlin studiert. Diese Danksagung will aus einer vielmehr persönlich-reflexiven denn analytisch-theoretischen Perspektive beschreiben, wie wichtig und unersetzbar die Lehre und Prägung unserer akademischen Mentoren und Mentorinnen für unseren Berufsweg jenseits von Wissenschaft und unmittelbarer künstlerischer Tätigkeit vor oder hinter der Bühne war und ist.
Wir begannen unser Studium 1999, somit haben wir Joachim Fiebach bedauerlicherweise nur als Gastdozenten kennengelernt. Wir wurden von Dozenten und Dozentinnen unterrichtet, die ihn viele Jahre begleitet haben und teilweise auch selbst ehemalige Studierende von ihm waren. Joachim Fiebach hat in seiner Lehre und Forschung maßgeblich zu dem beigetragen, was wir als eigene und sehr spezifische „Schule“ der Humboldt-Theaterwissenschaft bezeichnen würden und was uns und viele andere ehemalige Studierende nachhaltig beeinflusst hat.
Unsere akademische Ausbildung war exzellent: Es war eine Vermittlung von Techniken wissenschaftlichen Arbeitens, von Dramaturgie als sowohl theaterwissenschaftlicher Disziplin wie auch theaterpraktischem Handwerk, von historischem und zeitgenössischem Theater als Kunstform, die immer in ihren kulturellen, historischen, gesellschaftlichen und politischen Verortungen und Kontexten...