Was ist Wirklichkeit? Die Summe der Fluchten aus ihr. Eine Flucht heißt Kunst. Die splittet sich auf. In sehr Gegensätzliches. Theater zum Beispiel ist Adel – und also weit entfernt vom Bildschirm. Kürzlich aber resümierte Regisseur B. K. Tragelehn: „Viele gute Schauspieler, mit denen ich früher am Theater gearbeitet habe, sehe ich inzwischen im Fernsehen.“ Adel im Untergang?
Der Satz Tragelehns ist Verwunderung und Melancholie. Tatsächlich sieht man Schauspielerinnen und Schauspieler, deren Theaterpremieren man früher regelmäßig (!) entgegenfieberte, mehr und mehr vor Kameras agieren, auf Leinwänden wie auf Mattscheiben – dort auch in den Niederungen des Seriellen. So wächst der bedrückende Verdacht, Theater als künstlerischer Heimatort habe für charaktervolle Protagonisten – und für Publikum? – auffallend an Attraktivität verloren. Eine beträchtliche Darstellerschaft gab das feste Bühnendasein auf, nimmt aber an wechselnde Drehorte ihr kostbares Handwerk mit.
Ein Profilierter, ein Qualitätskämpfer im benannten Spannungsfeld ist Charly Hübner, engagiert am Deutschen SchauSpielHaus Hamburg. Der Gastwirtssohn aus Feldberg-Carwitz, geboren in Neustrelitz, Jahrgang 1972, arbeitete an Theatern in Frankfurt am Main, Zürich und Köln. Aber auch in Film und Fernsehen wurde er zu einem begehrten Darsteller. Hübner singt Nick Cave und Franz Schubert, er drehte den Dokumentarfilm „Wildes Herz“ über die Mecklenburger Punkgruppe „Feine...
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