Samstagmorgen, zehn Uhr, im noch leeren Saal der Kammerspiele des Deutschen Theaters. Ein schwerer Herrenduft liegt in der Luft, vermischt mit Weihrauch. Vier junge Menschen auf dem Podium diskutieren bereits. Wenngleich das Quartett in einer Fantasiesprache spricht, wird schnell klar: Es geht ums Theater, um seine Geschichte und Funktion. Das Grundproblem des (Stadt-) Theaters konstruieren die Performer/-innen von Talking Straight, die hier die künstlerische Dienstleistung „rescue remedy“ erbringen, mithilfe einer Gebäckmischung: Mittig stehe das „Theat“, außen herum, kreisförmig und mit größerem Abstand, die Gesellschaft. Aus der Menge schaffen nur wenige den Eintritt in das Zentrum der „Elitshumen“. Wer Inklusion erfahre, bestimme das Innen, dessen Existenz von der Exklusion jenes Außen abhänge. Wie soll dieses „Theat“ die Gesellschaft repräsentieren? Talking Straight hauen einfach einmal kräftig drauf auf ihr Keksmodell, lassen dann im Video Köpfe diverser (stellvertretender Disney-)Protagonistinnen rollen, um anschließend unter der musikalischen Maßgabe „alors on danse“ das Publikum zu animieren, den Saal zu verlassen. Kampf den „Megaegos“! Mit dieser erfrischend-frechen ästhetischen Intervention mahnten Talking Straight den Dramaturgen-Berufsstand zur kritischen Selbstbefragung und präsentierten zugleich den komplexen Gegenstand der diesjährigen Jahrestagung in nuce.
Unter dem Titel „Was tun. Politisches Handeln jetzt“ galt es, an vier Tagen zusammenzukommen, um über Handlungsspielräume und Wirkungspotenziale...