David Moss
von Rainer Simon und David Moss
Erschienen in: Recherchen 101: Labor oder Fließband? – Produktionsbedingungen freier Musiktheaterprojekte an Opernhäusern (02/2013)
David Moss, 1949 in New York City, USA geboren, ist Schlagzeuger, Vokalist, Komponist und Organisator musikalischer Performanceprojekte. Er leitet das Institute for Living Voice und das Made Festival. Seit den neunziger Jahren wirkt er vermehrt an Musiktheaterproduktionen, unter anderem auf Festivals wie den Salzburger Festspielen und an Opernhäusern wie der English National Opera in London, mit. Als Solist arbeitet er häufig mit freien Ensembles wie dem Ensemble Modern, dem Klangforum Wien oder dem Ensemble intercontemporain.
RS: Welche Fähigkeiten von Opernsolisten erschweren beziehungsweise fördern die Produktion freien Musiktheaters? Welche Kompetenzen für freies Musiktheater, wie Sie es machen, besitzen sie beziehungsweise besitzen sie nicht?
David Moss: Opernsänger sind wie Rassepferde – sehr stark, sehr kraftvoll und zugleich fragil. Sie werden – historisch bedingt und bis heute andauernd – für sehr spezifische Aufgaben trainiert. Darin können sie eine unglaubliche, aber nur sehr spezifische Kraft entfalten. Daher mangelt es ihnen an Flexibilität und an der Fähigkeit, auf ungewöhnliche Herausforderungen zu reagieren. Wenn sich ein Rassepferd ein Bein bricht, tötet man es. Bei Opernsängern ruft jede Frage von außen, jede unklare oder unbekannte Anforderung sehr schnell Verstörtheit hervor. So verlieren sie schnell ihre Kraft, wenn sie gebeten werden, Neues auszuprobieren und sich auf Unbekanntes einzulassen....