Quelle 17: Aus einem Brief an Paul Brann, undat. [zwischen Mai und Juli 1906]
von Richard Teschner
Erschienen in: Lektionen 7: Theater der Dinge – Puppen-, Figuren- und Objekttheater (10/2016)
[…] Sie glauben nicht, was die Sache für Schwierigkeiten macht! – Es ist soviel wie eine Neuschöpfung. Am Marionettenth. wie es jetzt auf Jahrmärkten und in böhm. Dörfern von primitiven Leuten vorgeführt wird, ist ja nichts gut als das Princip. Die herrlichen Qualitäten des M., die nur ganz wenig feinnervige Leute ahnen, gehen natürlich alle verloren. Bei dieser plumpen u. unkünstlerischen Ausführung. Die Ziele dieser Marionettenmänner sind ja ganz falsch. man [!] darf natürlich nicht versuchen, mit den beschränkten Mitteln des Figurentheaters das große Theater nachahmen zu wollen. Im bewussten Gegensatz zum wirklichen Theater, dieser größten Geschmacksverirrung unserer Zeit, ist das Ziel eines künstlerischen Marionettentheaters zu suchen, nicht wahr? Unsere Bühne ist eine scheußliche Mischung von Naturalismus, falschem Pathos u. Gschnas. Ich begreife nicht, wie man ins Theater gehen kann, noch weniger verstehe ich, dass ein anständiger Dichter Theaterstücke schreiben kann. … Diese Lustspiele u. Schauspiele! Auch die Oper ist nichts – Wagner hat ein paar schwache Ansätze zu einem Styl, aber wenige. – Das antike griech. Theater mit Kothurn u. Masken und den Chören mag das gewesen sein, was man sich an Stelle unserer Bühne wünscht, Styl, Kunst. Wenn man dann wieder an die wie wirklich aussehenden Burgen...