Der Wolf mag durch den Menschen zum Hund geworden sein, aber der Mensch konnte sich umgekehrt erst durch die Hund-Werdung des Wolfes als solcher begreifen. So etwa könnte man die doppelte Perspektive charakterisieren, die seit einiger Zeit aus den sogenannten Human-Aminal Studies eingefordert wird: Es geht in diesem recht jungen Forschungsfeld darum, die Einseitigkeiten einer Geschichtsschreibung und einer Wissenschaftstradition zu überdenken, in der Tiere allenfalls als passive Statisten der Menschheitsgeschichte vorkamen. Mit Esoterik hat das nichts (oder nur in Ausnahmefällen) zu tun, wie manchmal geargwöhnt wird, mit einer Relativierung anthropozentrischer Selbstüberschätzung hingegen sehr viel, und zudem mit einem auffälligen Bedeutungszuwachs „relationaler“ Denkansätze, der sich direkt aus Alltags- beziehungsweise Entgrenzungserfahrungen des 21. Jahrhunderts ergibt. Dass die Frage, wie Unterscheidungen von Menschen und Tieren genau gefasst werden können, sich heute neu stellt, wird jedenfalls schlagartig klar, wenn man nur an die jüngsten Diskussionen um die Herstellung von Mäusen mit menschlichen Bauchspeicheldrüsen in Japan denkt.
Angesichts der grundsätzlich multidisziplinären Ausrichtung der Animal Studies verwundert es nicht, dass ihre Fragen seit einigen Jahren verstärkt auch die Theaterwissenschaft beschäftigen. Und so liegt mit der Studie „Tiere auf der Bühne“ des Berliner Theaterwissenschaftlers und Dramaturgen Maximilian Haas nun auch ein Buch vor, das die maßgeblichen Positionen...