2 Spielbegriffe
von Florian Evers
Erschienen in: Recherchen 139: Theater der Selektion – Personalauswahl im Unternehmen als ernstes Spiel (11/2018)
The play frames upon which most applied drama and theatre workshops and performances are modelled often appear as merely fun, leisure, transient and inconsequential because play’s seriousness is often masked and disguised.13
Kennedy C. Chinyowa
Einem Rollenspiel im Personalauswahlverfahren mag in den seltensten Fällen unterstellt worden sein, dass es sich um die eiserne Faust im samtenen Handschuh, um Ernst, der sich als Spaß maskiert, handelt. Ein solches Modul im Assessment-Center-Prozess kaschiert weder seinen ernsten Hintergrund als agonal-theatraler Auswahlprozess noch gäbe es Verwechslungsgefahr mit dem Spaß und Zerstreuungspotential, den spielerische Freizeitaktivitäten mit sich bringen. Angesichts der kritischen Betrachtung der ethischen Ambivalenzen des Applied Theatre, wie sie im ersten Kapitel dargelegt wurden, lässt sich das oben angeführte Attest des Theaterwissenschaftlers und Applied-Theatre-Experten Kennedy Chinyowas, dass es sich bei allen Applied-Theatre-Projekten um Ernste Spiele handele, auf zweierlei Arten lesen. Auf der einen Seite bietet das Spiel als Schutzraum das Potential, mit spielerischer Leichtigkeit ernste Themen zu bearbeiten. In der Therapie kann sich dabei etwa dem inneren Konflikt eines Patienten mit der Abstraktion der Referenz zur eigenen Person und damit mit der Verminderung der Konsequenz einer erfundenen Spielszene, wie etwa der Inszenierung eines Märchens,14 angenähert werden, was eine spielerische Distanz im...