Bühnenbild
Phantasie gegen Illusion
Von den Elementen der Bühnenbilder
von Carl Linfert
Erschienen in: Theater der Zeit: Surrealismus und was man dafür hält (12/1946)
Assoziationen: Kostüm und Bühne

Es denkt wohl kaum noch einer daran, daß ehemals die Architekten für die Bühnenbilder zu sorgen hatten. Das war so selbstverständlich, wie es heute Maler sind, meist sogar Maler, die eigens für die Bühne arbeiten. Das Neue, das sich seit einigen Jahren zeigt, ist, daß Maler, die ursprünglich nie etwas mit der Bühne zu tun hatten, theatralische Erfindungen zu machen versuchen. Daran verrät sich schon, daß die Bühnenmalerei eine Spezialität geworden ist, die eine lange Zeit unabhängig sowohl von den Architekten als von den Malern gewirkt hat. Im Anfang gaben die Architekten das ihre dazu; heute versuchen die Maler von sich aus, wieder Beweglichkeit in die spezialistische Verhärtung der Bühnenentwürfe zu bringen. Es sind also offenbar die beiden Extreme der Architektur und des Bildes, die sich in einem geschichtlich bedeutsamen Gang bei der Ausstattung der Bühne getroffen haben. Was ist aber geschehen seit jener Zeit vor vierhundert Jahren, als in den Bühnenausstattungen der frühesten Renaissance zum erstenmal der Versuch gemacht wurde, die ehedem rein plastischen Requisiten mit einer Bildwirkung zu verbinden? Ist es so, daß heute das Bühnenbild endgültig eine Bildwirkung im rein malerischen Sinne erstrebt? Sind aus diesem Grunde heute die Maler wieder um das Bühnenbild bemüht? Vorweg gesagt:...