Spielbetrieb
von Rainer Simon
Erschienen in: Recherchen 101: Labor oder Fließband? – Produktionsbedingungen freier Musiktheaterprojekte an Opernhäusern (02/2013)
Um Opern- und Musiktheaterprojekte innerhalb dieser Abläufe produzieren, dann aber vor allem auch aufführen zu können, ist ein Spielbetrieb erforderlich. „Das Repertoiresystem ist das traditionell übliche Betriebssystem der öffentlichen Theaterunternehmen [inklusive Opernbetriebe] in Deutschland.“90 Basis des Repertoiresystems ist ein umfassendes Repertoire an meist traditionellen Produktionen, von denen über eine Spielzeit hinweg allabendlich immer wieder eine andere aufgeführt wird, sodass Opernbesucher einer Stadt über mehrere Abende hinweg verschiedene Stücke sehen können. Als eine wesentliche Bedingung für das Repertoiresystem führt Jacobshagen ein festes Ensemble an, aus dem heraus das Repertoire eines Hauses besetzt werden kann.91 Da die Produktionen über Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte hinweg im Repertoire bleiben, sich allerdings die Zusammensetzung des Ensembles fortwährend verändert, müssen die Produktionen immer wieder umbesetzt werden. Sobald die Zeit für Umbesetzungsproben fehlt oder sich bei den Darstellern über die Jahre hinweg eine Routine eingestellt hat, können Aufführungen an Präzision und Frische und damit generell an künstlerischer Qualität einbüßen. Bedenkenswert erscheinen auch die hohen Personalkosten, die vornehmlich auf den großen Bedarf an Technikern für den fast täglichen Bühnenumbau zurückzuführen sind. Dem entgegenzuhalten sind neben der Garantie auf programmatische Vielseitigkeit die hohe Vorstellungszahl bei vergleichsweise wenigen Schließtagen.
Genauso wie das Solistenensemble ist auch das Repertoiresystem...