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Film
Die Verwerfungen des Wirtschaftswunders
von Ralf Schenk
Erschienen in: Theater der Zeit: Übermaß und Aberwitz – Der Schauspieler Bernd Grawert (02/2013)
Ein Mann kehrt aus dem Krieg zurück, zerlumpt, mit fauligen Zähnen im Mund, eher einer Vogelscheuche als einem Menschen ähnelnd. Zu Hause in der westdeutschen Provinz baut er eine Fabrik für Gartenzwerge auf, erlebt das Wirtschaftswunder am eigenen Leib. Der Enkel verfolgt das mit staunenden Augen und wachem Blick. Dieser Enkel heißt Oskar Roehler. Der Filmemacher hatte seine Erinnerungen an Eltern und Großeltern vor zwei Jahren zu dem klugen Roman „Herkunft“ verdichtet, nun bringt er die Mixtur aus Authentischem und Erfundenem unter dem Titel Quellen des Lebens auch ins Kino. Der Film nimmt sich fast drei Stunden Zeit für eine Odyssee, die bis ins Flower-Power-Dasein der 68er-Generation in Berlin reicht und zwischen Sentiment und Spott, Melancholie und Sarkasmus changiert. In den besten Szenen weitet sich das Private zum Gesellschaftlichen, werden Verdrängungen und Verwerfungen der Adenauer-Ära transparent; manchmal bleibt der dramaturgisch etwas holprige Film auch in Banalitäten stecken. Bisweilen erinnern Kameraführung und Lichtsetzung an das große Vorbild: Fassbinders „Lola“.
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