Bericht
Spielen auf weiter Flur
Die 20. Landesbühnentage in Bruchsal und vier anderen Städten bieten künstlerische Arbeit im Schatten der großen Häuser
von Björn Hayer
Erschienen in: Theater der Zeit: Puppen- und Figurentheater (06/2024)
Assoziationen: Baden-Württemberg

Von Lieferando, nur als Theater. So ungefähr funktionieren Landesbühnen, die die kleinen Gemeinden abseits der urbanen Zentren mit Inszenierungen versorgen. „Wir bringen Kunst und kulturelle Bildung ins Land“, so Wolf E. Rahlfs, Intendant der Badischen Landesbühne in Bruchsal, zur Eröffnung der 20. Landesbühnentage, die erstmals dezentral und daher in gleich fünf Aufführungsstätten stattfinden (neben Bruchsal in Wilhelmshaven, Castrop-Rauxel, Radebeul, Stendal). Leicht hat man es mit diesem Aufgabenprofil nicht immer. Bühnenbilder gilt es so zu konstruieren, dass sie in jeder Turn- und Stadthalle nutzbar sind. Darsteller:innen müssen sich flexibel auf neue Szenerien einstellen. Hinzu kommt ein gigantischer logistischer Planungsaufwand, was insbesondere die Koordination der Gewerke anbetrifft.
Da viele junge Menschen ihre ersten Seherfahrungen eben jenem künstlerischen Reisebetrieb verdanken, kann man seinen Wert kaum hoch genug bemessen. Landesbühnen bauen Hürden ab und sorgen oft gerade in abgelegeneren Gebieten, wo demokratiefeindliche Bewegungen gern auf Wählerpirsch gehen, für Dialog und Empathie.
Wohl auch aus diesem Grund dürfte das diesjährige Festival mit einem begeisternd für die Kraft der Freiheit eintretenden Stück, Kirsten Boies „Ritter Trenk“, eröffnet worden sein. Um seinem autoritären Fürsten zu entkommen, flüchtet der titelgebende Held (Abed Haddad) mit Superman-Shirt in eine fremde Stadt. Bald schon verhilft ihm sein schauspielerisches Talent dazu, am...