Magazin
Very British
Tobias Schwartz / Virginia Woolf: Bloomsbury & Freshwater. AvivA Verlag, Berlin 2017, 144 S., 18 EUR.
von Martin Krumbholz
Erschienen in: Theater der Zeit: Der Knick im Kopf – Theater und Migration (12/2017)
Was „zum Teufel“ – so ungefähr reden die Figuren in diesem Stück – hat es mit dem Eselskopf auf sich und was mit den Särgen? Virginia Woolf war eine brillante Schriftstellerin, aber keine Dramatikerin. „Freshwater“, aus drei kurzen Akten bestehend, benannt nach einem Ort auf der Isle of Wight, war denn auch nur für eine Liebhaberaufführung im Kreis der Familie gedacht, anlässlich des 16. Geburtstags einer Nichte. Es treten darin Berühmtheiten des viktorianischen Zeitalters auf, etwa der Dichter Alfred Tennyson, und gespielt wurde das Stückchen in seiner einzigen Aufführung (für die noch eine Requisitenliste existiert) von Mitgliedern des erlauchten Bloomsbury-Kreises, bestehend aus Künstlern und Prominenten wie etwa dem Verleger Leonard Woolf, Virginias Ehemann. Sie selbst soufflierte nur. Am Schluss verbeugte sie sich unter einem Eselskopf, womöglich eine Anspielung auf Shakespeares „Sommernachtstraum“, sicher aber ein kokett-selbstironischer Hinweis darauf, dass es sich bei der Sache, gemessen an den naturgemäß hohen Ansprüchen der Verfasserin, um eine rechte Eselei handelte.
Was die Särge betrifft, so gedenken zwei der Figuren des Stücks, die Fotografin Julia Margaret Cameron und ihr Mann, diese Transportmittel auf eine Reise nach Ceylon (heute Sri Lanka) mitzunehmen; sie fürchten offenbar, dort könnte es keine geben. Einer von vielen skurrilen Scherzen des...