So sieht also die Baumwollspinnerei aus.“ Dem Gast aus Berlin gefällt das international gerühmte Galerieareal auf dem alten Fabrikgelände im Leipziger Westen. „Wie eure Kulturfabriken in Berlin“, sagt ein anderer. „Ja, aber weniger Milchkaffee.“ Allerdings – wetten? – genauso viele Hunde. Auf einer Betonrampe vor der Eisentür zum Aufgang in das dritte Stockwerk, wo das Schauspiel Leipzig die neue Spielzeit unter dem neuen Intendanten Enrico Lübbe eröffnet, hockt ein schwarzer Mops. Über ihm an der Tür hängt ein Plakat des Performancekollektivs Monster Truck, das hier „Who’s there“ zeigen wird. Auf dem Flur zum Saaleingang kreuzt ein Hund des Formats Jack Russel Terrier. Nur zehnmal größer – er würde von Körperbau und Halsmähne her als Löwe durchgehen.
Drinnen im Theatersaal ein paar falsche Tiere: Sie sitzen in den Zuschauerrängen als lebensgroßer Löwe, Schaf, Eisbär, Hase. Weitere Zuschauerblöcke steigen an den verbleibenden drei Seiten des Bühnenkarrees auf: Der zweite Block ist mit gelangweilt dreinschauenden Statisten besetzt, die mit ihrem bürgerlichen Dresscode einem missgelaunten Stadttheaterpublikum ähneln. Im dritten Block sitzen einige Skelettpuppen im Nebel. Auf dem vierten versammeln sich schließlich die Performancebesucher.
Doch bevor sie an ihre Plätze gelangen, müssen sie über die Bühne. Sie werden einzeln eingelassen und stehen mutterseelenallein auf der...