Bereits in meiner künstlerischen Arbeit war Interaktion für mich immer wichtig. Ich habe Formen der Interaktion in Performances untersucht und bin an einen Punkt gekommen, an dem ich das Artifizielle darin nicht mehr mochte, das Kreieren von Dringlichkeit. In dem Moment habe ich entschieden, mich Bereichen zuzuwenden, vor denen ich Angst hatte. Ich bin in die Hospizarbeit gegangen, an den Lebensrand, wo das Agieren sehr eingeschränkt ist. Dort habe ich versucht, etwas zu lernen und etwas von dem anzuwenden, was ich in der Kunst interessant fand: unmittelbaren Kontakt.
Das Wissen, dass ich bei jemandem bin, der sterben wird, führte zu einer Distanzierung von der Kunst, die aber seltsamerweise bewirkte, dass ich näher an das herangekommen bin, was ich innerhalb der Kunst interessant fand: ebendiesen unmittelbaren Kontakt, geteilte Situationen, das Im-Hier-und-Jetzt-Sein, das Jetzt-hier-etwas-verhandeln-Wollen und -Müssen. Darin liegen sowohl eine Begrenzung als auch eine Form der Selbstermächtigung: in diesem extremen Moment etwas zu wagen; miteinander in Kontakt zu kommen.
Im Anschluss an diese Erfahrung habe ich wieder künstlerisch gearbeitet. Ich bin ins Gefängnis gegangen und habe eine Arbeit mit einem jugendlichen Straftäter begonnen.
Das Interesse daran, diesen Schritt zu gehen, ist entstanden,...