Was wird mit der Volksbühne?
von Henry Hübchen
Erschienen in: Theater der Zeit: Vorsicht Volksbühne! – Das Theater. Die Stadt. Das Publikum. (08/2018)
Was soll schon werden …?
Die Steine werden nicht zusammenfallen. Sie steht schon über hundert Jahre da. Top sa- niert wie nie zuvor, gewaltig, einladend am Rosa-Luxemburg-Platz – dem Platz voller Geschichten und mehrmaligen Namenswechseln. Ein Platz, auf dem Klassenkämpfe ausgetragen wurden.
Rotfrontkämpferbund und SA, die Privatarmeen der Linken und der Rechten schlugen sich die Köpfe ein. Die Polizei sah zu. Ein Platz, der auch deshalb noch so heißt, weil die Volksbühne den Zusatz „am Rosa-Luxemburg-Platz“ bekam. Ich weiß nicht, wer die Idee hatte, es muss zur Zeit der „Rheinischen Rebellen“ gewesen sein. Auf jeden Fall wurde eine erneute Namensänderung verhindert: „Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz“. Jetzt „Volksbühne Berlin“. Und das ist das Problem. Man wird nicht international, weil man Künstler aus aller Welt einlädt, sondern ganz im Gegenteil: nur wenn man regional etwas Unverwechselbares aus sich und seiner eigenen Geschichte macht. Neo Rauch sitzt in Leipzig und malt dort seine Bilder, die Neue Leipziger Schule wurde in der Welt ein Begriff. Erst, als die Beatles im dreckigen Liverpool eigene unverwechselbare Musik machten, wurden sie weltberühmt.
Was wird aus der Volksbühne? Das Ding steht da und fordert: Macht was mit mir! Ein Theater, klassisch gebaut mit Guckkastenbühne und Zuschauerraum in einer Zeit,...