Produktionsablauf
von Rainer Simon
Erschienen in: Recherchen 101: Labor oder Fließband? – Produktionsbedingungen freier Musiktheaterprojekte an Opernhäusern (02/2013)
Ein Aspekt, der zum unterschiedlichen Ablauf von traditionellen und freien Produktionen beiträgt, wurde bereits in dem Abschnitt über die Kollektive, Chor und Orchester, angeführt: Durch die tarifrechtlich geregelten Arbeits- und Ruhezeiten der künstlerischen Kollektive und der Bühnentechnik, die denjenigen der künstlerischen Kollektive in gewisser Hinsicht ähneln,78 werden klare Zeitfenster für die Probendauer und damit den Produktionsablauf geschaffen, die es in dieser strengen Form bei freien Musiktheaterproduktionen nicht gibt.
Um diesen festgelegten Arbeits- und Ruhezeiten Rechnung tragen, gleichzeitig eine hohe Effizienz erzielen und vor allem auch den Spielbetrieb79 in Gang halten zu können, wird der Produktionsablauf traditioneller Opernaufführungen, also die Reihenfolge der für die Produktion notwendigen Arbeitschritte, folgendermaßen systematisiert und standardisiert: Nachdem die Intendanz und die Dramaturgie ein Werk, ein Regieteam für die Inszenierung desselben, eine musikalische Leitung sowie zumindest die Besetzung der Hauptpartien circa zwei bis fünf Jahre vor der Premiere ausgewählt haben, plant der Chefdisponent in Absprache mit der Intendanz, der Geschäftsführung, der Dramaturgie sowie der technischen Direktion die Proben und Vorstellungen. Dabei müssen die Dramaturgie des Spielplans, die Werkstattkapazitäten sowie die finanziellen Möglichkeiten berücksichtigt werden.80 Circa ein Jahr vor der Premiere findet die Bauprobe statt, während der die Bühnenumwandlungen mit Hilfe eines Bühnenbildprovisoriums in Originalgröße...