6. Der Mob läuft um die Ecke
Erschienen in: Eine Puppe packt aus – Dokumentarroman (07/2023)
Mitte der achtziger Jahre wird das Land immer leerer. Die kreativsten Köpfe haben die Schnauze gestrichen voll. Schauspieler, Dichter, Musiker, Sportler und Wissenschaftler, aber auch der kleine Mann von nebenan hauen ab. Die einen legal, die anderen illegal, viele über den Umweg der Inhaftierung. Freigekaufte Gefangene bringen dem DDR-Staat Devisen ein, mit denen er das Volk beruhigen kann, also mit Kaffee, Autos und Bananen. Der größte Clou wird ein Wartburg mit VW-Motor.
Was jetzt folgt, liebe Leser, ist eine Geschichte, die ich nur vom Hörensagen kenne, aber ich will sie euch trotzdem erzählen. Steigt ein in die Zeitmaschine, wir fliegen zum Vorabend des 13. August 1981. Zwanzig Jahre nach dem Bau der Mauer hat der „Mob“ über Beziehungen eine Bowlingbahn am Friedrichshain geentert. So wie die sieben Freaks aussehen, mit schrägen Lederklamotten, hochgestellten Haaren und teils krass geschminkten Gesichtern, wechselt jede Oma freiwillig die Straßenseite. Sie trinken jeder ein paar Bierchen, als Punker Esthi bei einem Wurf alle neun Kegel auf einmal umwirft und laut sagt, was jeder denkt: „Mann, sone Scheiße, wieso könn wa dit nich mit der Maua och so machen, wieso klappt dit immer nur bein Kegeln? Ick versteh dit nich, wir müssen wat tut, ick will...