Wecken. Aufstehen. Anziehen. Bett machen. Klogang. Kochen. Hausmusik. Essen. Zähne putzen. Schlafen. Viel mehr passiert nicht bei der sonderbaren rothaarigen Familie, die fernab der Zivilisation in ihrem Häuschen im Wald lebt. Aber es wäre ein Euphemismus, von Routinen zu sprechen. Es passiert schlicht immer wieder dasselbe. Und nur das.
Gesprochen wird nicht, weil es nichts gibt, was der Rede wert wäre. Und abends macht sich Papa mit den immer gleichen Bewegungen einen Drink und setzt sich vorm Schlafengehen noch ein bisschen vor den Fernseher mit den Bildern der Überwachungskameras.
Was Ersan Mondtag mit „Tyrannis“ zeigt, ist das Idyll von Soziopathen. Auf der Studiobühne des Kasseler Staatstheaters brachte er das von ihm entwickelte Stück selbst zur Uraufführung. Der junge Berliner Regisseur, Jahrgang 1987, kommt aus der freien Theaterszene. Seine experimentellen Arbeiten, bei denen die Grenzen zwischen Theater, Performance, Installation und Musik zerfließen, finden jedoch zunehmend das Interesse auch der großen Häuser. In der Saison 2013/14 war er Mitglied des Regiestudios am Schauspiel Frankfurt; in dieser Spielzeit haben ihn das Thalia Theater in Hamburg und das Maxim Gorki Theater in Berlin engagiert. Und eben auch Kassel.
Draußen heult, faucht, grollt und brüllt eine feindliche Welt, die der Jazz-Drummer Max Andrzejewski mit der...