Theater der Zeit

2.2 Zur Rolle der literarischen Vorlage im zeitgenössischen Probenprozess

von Viktoria Volkova

Erschienen in: Recherchen 152: Zur Konstituierung der Kunstfigur durch soziale Emotionen – Probenarbeit von Dimiter Gotscheff, Thomas Langhoff und Thomas Ostermeier (12/2019)

Ein weiterer Aspekt, der zwecks der Auseinandersetzung mit der Konstituierung von Probenprozessen anzuführen ist, ist mit der literarischen Vorlage verknüpft. Die Praktiken des Theaters haben mehrmals die Erkenntnis zum Vorschein gebracht, »daß zwischen Text und Szene nie ein harmonisches Verhältnis, vielmehr stets Konflikt herrschte«32. Dieser Konflikt drückt sich in der Art und Weise der Übertragung der dramaturgischen Narration auf die Bühne aus. Ein klassisches Beispiel dafür stellt die ständige Auseinandersetzung zwischen dem Leiter und Regisseur des Moskauer Künstlertheaters Konstantin Stanislawski und dem Schriftsteller Anton Čechov dar. In den Proben herrschte stets Uneinigkeit zwischen dem auf naturalistische Bühneninterpretationen orientierten Regisseur und dem Autor, der in seinen Theaterstücken auf ganz andere Ästhetiken hinauswollte als den Effekt der »erstarrten« Wirklichkeit, den Stanislawski in manchen Szenen etwa durch echtes Hundegebell oder Grillenzirpen zu erreichen versuchte.33 Natalia Ginzburg beschreibt in ihrem Buch über Čechov, wie ironisch dieser auf Stanislawskis Bühnennaturalismus zu reagieren pflegte: »Das ist, als würdet ihr auf einem gemalten Porträt eine echte Nase anbringen.«34 Dieser bildhafte Kommentar könnte eigentlich für jede szenische Übertragung des Čechov’schen Textes im Rahmen des Literaturtheaters gelten. Čechov selbst entwickelte hingegen in seinen Theaterstücken (mit Blick auf die zu erkundenden Möglichkeiten des Theaters) komplexe Strukturen...

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