Am Beginn steht ein Bekenntnis: Der Intendant des Neuen Theaters Halle, Matthias Brenner, selbst Schauspieler, übernimmt in Henriette Hörnigks Inszenierung von Gerhart Hauptmanns „Die Ratten“ die Rolle des ehemaligen Theaterdirektors Harro Hassenreuter. Mit weiß geschminktem Gesicht und rot unterlaufenen Augen tritt er vor den Vorhang: „Alles, was ich in mir finde, zeig ich euch …“, ein Theatermann mit Thomas Brasch auf den Lippen, der spielen will, der mit Leib und Seele zu einem anderen werden will. Doch er ist verunsichert, fragt einen jungen Kollegen, ob es glaubhaft sei, was und wie er spiele. Denn der Ballast des eigenen Anspruchs, die kleingeistige gesellschaftliche Ordnung im Theater zu stören, werde – und darauf rekurriert dieses Vorspiel – gegenwärtig und vor allem in Sachsen-Anhalt permanent von externem Legitimationsdruck beschwert. Die Kulturpolitik des Landes als Rattenplage und Hauptmanns Stück von 1911 als Gegengift?
Maurerpoliersfrau John, die ihren Sohn unmittelbar nach der Geburt verlor, nimmt sich auf illegale Weise des unehelichen Kindes des polnischen Dienstmädchens Pauline Piperkarcka an. Als Letztere ihr „Kindeken“ zurückfordert, setzt Frau John ihr kurzerhand das bereits sterbende Neugeborene der morphiumabhängigen Sidonie Knobbe vor. Pauline dreht durch, Frau Johns Bruder Bruno Mechelke tötet sie. Und als man John „ihr“ Kind ein zweites...