Goethes „Faust“, das hehre Bildungsbürgerdrama mit einer durch uneheliche Schwängerung zerstörten Minderjährigen im unrühmlichen Schlepptau, hat ja schon zig Deutungen erfahren. Frank Castorf zeigte es unlängst an der Berliner Volksbühne wohltuend up to date: Er entdeckte in dem Klassiker, der bis dato – besagter Gretchen-Tragödie und ein paar weiteren dramatischen Kollateralschäden zum Trotz – recht ungebrochen als schöpferische Intellektuelleninitiation gefeiert wurde, die europäische Kolonialismustragödie, die eben (auch) ein großes Männlichkeitstrauerspiel ist, und ließ einen wirklich grandios in die Jahre gekommenen Herrn gleichermaßen sabbernd an Welteroberungsentwürfen wie Frauenbeinen herumfingern. Das war’s dann aber leider auch erst mal mit „Faust“ als unserem Zeitgenossen – dachte man. Schließlich bleiben die meisten Inszenierungen bis heute weit hinter solch luzide-aktuellen Lesarten zurück.
Und dann kommt die Regisseurin Leonie Böhm und verknüpft Doktor Faust, mithin – um es noch einmal unmissverständlich zu sagen – den Inbegriff des weißen, heterosexuellen Oldschool-Mittelschichtsmannes, an den Münchner Kammerspielen allen Ernstes mit der Vokabel „young“! Beziehungsweise – sogar noch hipper – „yung“, ohne „o“. So, wie die angesagten Cloudrapper von Yung Hurn bis Yung Lean sich labeln, um über die biologische Jugend hinaus auch ihren unverbrauchten Zugriff auf die Welt zu signalisieren. „Yung Faust“ also: Auf diese verwegene Idee muss man...
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