2. Methodisches Vorgehen – praxisgeleitete Produktionsanalyse
von Yana Prinsloo
Erschienen in: Recherchen 175: Theaterarbeit – Praktiken der Freien Szene (08/2025)
Das Forschen in einem Sonderforschungsbereich bedarf nicht nur des interdisziplinären Austauschs, sondern auch der interdisziplinären Irritation und Reibung. Einer dieser Reibungsmomente gab den Anstoß für die Ausrichtung der praxisgeleiteten Produktionsanalyse, die diese Arbeit zur Erforschung der Interdependenzen zwischen der ästhetischen Aufführung und ihrer produktionellen Bedingtheit vorschlägt: Nach der Präsentation meiner Forschungsidee und der ausgewählten Theatergruppen in der SFB-Arbeitsgruppe »Körper und Performance« im Januar 2022, die im dritten Kapitel verhandelt werden, äußerte sich ein Kollege aus der Soziologie mit einem kritischen Kommentar zur Methode der Theaterwissenschaft. Seiner Beobachtung nach berufe sich die Disziplin darauf, das künstlerische Wissen der Theaterpraktiker*innen zum Ausgangspunkt für die eigene Thesenbildung zu nehmen. Die Inhalte der Performances und das wissenschaftliche Forschungsinteresse erwiesen sich als mehr oder weniger deckungsgleich. She She Pop stelle in ihrer Arbeit Hexploitation alternde Frauen als Arbeitssubjekte zur Disposition und genau für dieses Arbeitssubjekt als Leerstelle im (soziologischen) dominanten Arbeitsdiskurs interessiert sich das vorliegende Forschungsvorhaben. Während The Agency in ihren immersiven Arbeiten die humandifferenzierenden Ebenen von Dienstleistungen betont, fragt diese Dissertation nach den definitorischen Grenzlinien zwischen der Selbst- und Fremdbestimmung von Theaterpraktiker*innen und Dienstleister*innen sowie nach den körperlichen, asymmetrischen Dimensionen des wachsenden Dienstleistungssektors. Theaterwissenschaftler*innen würden – so der Wortlaut des kritischen Kollegen – Huckepack-Forschung...