Ich suche keine Lösung ich suche Probleme
Thomas Köck
Erschienen in: Arbeitsbuch 2020: Stück-Werk 6 – Neue deutschsprachige Dramatik im Porträt (07/2020)
Assoziationen: Akteure
Wer wird er gewesen sein werden, dieser Thomas Köck? Anders darf man die Frage nicht stellen bei einem Autor, dessen Zugriff auf die Gegenwart grundsätzlich im Futur II stattfindet. Der sich in seinen Texten moralisch und politisch „aus einer immer schon vergangenen zukunft“ zum Erben dieser Gegenwart macht. Nicht weil diese so schön wäre. Eher das Gegenteil. „i inhereted a mess“, heißt es in seinem Stück „die zukunft reicht uns nicht! (klagt, kinder, klagt)“, „wir werden gewusst haben dass die katastrophe vor uns gelegen haben wird“ in „paradies fluten (verirrte sinfonie)“, dem ersten Teil seiner Klimatrilogie. Der Zustand der Welt sei eine Schweinerei. Deshalb impft Thomas Köck unserer geschichtsvergessenen, utopielosen Gegenwart mit seinen Theaterstücken unermüdlich das Bewusstsein ein: dass Geschichte immer gerade stattfindet – und leider mal wieder nur vom Kapitalismus (alternativ: Nationalismus) geschrieben wird. Seine Texte durchbrechen dieses Dilemma, in historischen Analogien und Genealogien katapultieren sie sich heraus aus der politischen Lähmung, folgen großen erzählerischen Bögen. Indem sie geschichtsphilosophische Zeitdiagnose in beredte Sprachbilder setzen, werden für seine Protagonisten deren Metaphern, wird Ideengeschichte bewohnbar, können umgekehrt auch Begriffe, Konzepte oder Gegenstände zu handelnden Figuren werden. Diese lyrische Durchlässigkeit ist der Möglichkeitsraum, in dem für Köck die Gegenwart verhandelbar wird. Sein...