Wiederkehr an Orte der Vergangenheit
von Bruno Flierl
Erschienen in: Selbstbehauptung – Leben in drei Gesellschaften (05/2015)
Die Wiederkehr an Orte der Vergangenheit und an ihnen die Begegnung mit der eigenen Vergangenheit sind schon merkwürdige Erlebnisse. Die eigene gelebte Vergangenheit an diesen Orten ist real vorüber, auch wenn die Orte in etwa noch so sind, wie sie einst waren. Aber die an ihnen erlebte und nur noch schwer erinnerbare Vergangenheit erscheint wie durch einen Filter, den Filter der Zeit. So erging es mir überall und jedes Mal bei Reisen an Orte meiner Vergangenheit. Ich sah sie wie hinter schützendem Glas oder wie im Film als Bildraum meines Lebens in einer gewesenen Vergangenheit. Sie berührten mich kaum noch emotional, obwohl ich sie als Orte meines Lebens rational begriff.
Hätte nicht der Zufall dafür gesorgt, dass ich kurz vor dem Ende des Krieges noch einmal an die Orte zurückkehrte, an denen ich als Kind glücklich Ski gefahren war, nun aber in Uniform – im Dezember 1944 im Glatzer Bergland in der Uniform des Reichsarbeitsdienstes und im Januar 1945 auf der Siegeshöhe in Liegnitz in der Uniform der Deutschen Wehrmacht als Flaksoldat – und hoffnungslos traurig, den Tod vor Augen, dann hätte ich wohl an eine „höhere“ Regie denken müssen, die mich dorthin führte: zum Abschiednehmen. Ein Schriftsteller jedenfalls hätte...