Mit Blitz und Donner – wie alles begann
von Andreas Sommer
Erschienen in: WIR MACHEN THEATER ... jedes Jahr im Sommer – 75 Jahre Burgfestspiele Jagsthausen (05/2025)

Mehr als 1 000 Menschen pilgerten am 22. Juli 1950 zu Fuß oder in klapprigen Autos, auf Fahrrädern und Pferdewagen zur Götzenburg nach Jagsthausen. Voller Vorfreude fieberten sie einem Ereignis entgegen, das nach den langen Kriegsjahren voller Entbehrungen wieder kulturelle Erbauung und etwas mehr Leichtigkeit in ihr Leben bringen sollte: die Premiere von Johann Wolfgang von Goethes Sturm-und-Drang-Stück „Götz von Berlichingen“ bei den ersten Götzfestspielen auf der Götzenburg. Im Burginnenhof musste dafür eine alte Akazie, der Mittelpunkt der Burg, weichen. Der örtliche Zimmermann hatte eine Holztribüne mit mehr als 1 000 Plätzen gebaut, und alle harrten erwartungsfroh der Dinge, die da kommen sollten. Doch Punkt 20 Uhr an diesem Samstag brach ein Unwetter los mit Blitz, Donner und Regen. Olga Baronin von Berlichingen berichtete 1988 der Heilbronner Stimme in einem Gespräch zu ihrem 80. Geburtstag, dass das Licht ausging und die Besucher in den Rittersaal, unter den Torturm und sogar in ihre Privatgemächer flüchteten. Der Restaurantkoch hatte zuvor ob des riesigen Ansturms der Gäste ohnehin schon die Nerven verloren.
Doch dann, um 21 Uhr, wölbte sich ein türkisfarbener Abendhimmel über der Szenerie, und die Aufführung mit dem kraftvollen Hermann Schomberg, dem ersten Götz-Darsteller, konnte beginnen. Dem Publikum machten die nassen...