Es dauert nicht lange, bis einem das Kernthema der Hannover’schen Uraufführung von Christian Barons Erfolgsautobiografie „Ein Mann seiner Klasse“ geradezu schreiend vor Augen geführt wird. Noch bevor das Saallicht ausgeht, sehen wir, wie der Arbeiterkörper im Kontrast zu jenem des Bildungsbürgertums steht; zu denen, die mal eben 22 Euro für eine Theaterkarte ausgeben können. Michael „Minna“ Sebastian wird im Verlauf des Abends nicht sprechen. Er wird auch kaum mit den anderen Darstellenden agieren, sie lediglich mal von der Seite begutachten oder wie zufällig hinter ihnen stehen. Trotzdem ist sein Körper ständig präsent. Präsent, aber nicht auffällig. Er tritt hinter die Arbeit zurück, die er verrichtet. Stöhnend montiert Sebastian Holzbalken aufeinander, sie sind schwer, aber seine Bewegungen sind nicht ausgestellt, eher beiläufig. Dabei zittern seine Muskeln, nach und nach bilden sich Schweißperlen auf seiner Stirn. Beharrlich baut er das Bühnenbild – eine rosa-beige tapezierte Einzimmerwohnung – auf oder sitzt zwischendurch Zigaretten drehend an einem Bartisch. An kaum einer Figur wird klarer deutlich, was Lukas Holzhausen mit seiner Inszenierung will: einen Blick in den Motorraum unserer Gesellschaft werfen, dessen Personal bestenfalls noch übersehen wird.
In seinem Debütroman „Ein Mann seiner Klasse“, einer Autobiografie, erzählt Christian Baron die Geschichte seiner Kindheit. Baron wird...