Was macht das Theater?
Margherita Palli Rota über die italienischsprachige Schweiz
Erschienen in: Theater der Zeit Spezial: Schweiz (04/2016)
Assoziationen: Schweiz
Anfang Februar 2015 tritt ein in Japan hergestellter Androide in der Fondazione Prada in Mailand auf; er spricht Englisch, spricht Sätze von Freud, Kant und anderen. Obwohl hyperrealistisch in seinen Bewegungen und in der Hautfarbe, so verraten doch seine Augen die Wahrheit – er ist kein Lebewesen.
Vor ihm stehend habe ich mich gefragt, wohin es mit dem Theater an diesem Punkt wohl gehen wird. Sofort habe ich an Max Reinhardt gedacht: „Ich glaube an die Unsterblichkeit des Theaters. Es ist der seligste Schlupfwinkel für diejenigen, die ihre Kindheit heimlich in die Tasche gesteckt und sich damit auf und davongemacht haben, um bis an ihr Lebensende weiterzuspielen.“
Wie kann man die eigene Kindheit in einem Roboter verstecken? Wie kann man mit ihm spielen und sich von ihm jedes Mal etwas Unerwartetes oder Neues erhoffen? Ich dachte, es ist wahr, dass das Theater unsterblich ist und sich ständig neu erfindet, auch in neuen Formen der zeitgenössischen Kunst.
Wohin entwickelt sich das Theater im Tessin? Am LAC in Lugano ging im September 2015 der Vorhang hoch, man fängt wieder an, in einem großen Theater zu produzieren, gemeinsam mit dem Teatro Sociale in Bellinzona und dem Piccolo Teatro in Mailand. Eine neue Spielzeit...