Formate der Kulturpolitik
von Dirk Baecker
Erschienen in: Recherchen 99: Wozu Theater? (01/2013)
Freund und Feind
Kulturpolitik, so die These der folgenden Überlegungen, gab es immer schon und wird es immer geben. Sie ist eine Einmalerfindung der Menschheitsgeschichte und wechselt nur die Formate, in denen sie ausgeübt wird. Dieser Gedanke entlastet, da man nicht über Anfang oder Ende nachdenken muss; er fordert jedoch auch heraus, da man umso genauer über die alten und die neuen Formate und die Bedingungen, unter denen sie funktionieren, nachdenken muss. Denn mit den Formaten ändern sich die Akteure und die Institutionen. Die Kulturpolitik reibt sich an alten Interessen, die deswegen noch nicht überholt sein müssen, und sie wirbt um neue Sensibilitäten, die deswegen noch nicht anerkannt sein müssen.
Wie jede Politik ist auch die Kulturpolitik einer Freund/Feind-Unterscheidung im Sinne Carl Schmitts unterworfen,1 die nicht etwa dadurch gemildert wird, dass man es mit einem edlen Gegenstand zu tun hat. Politik ist Politik. Wie bei jeder Politik geht es auch in der Kulturpolitik um eine Auseinandersetzung, die etwas mit der Markierung von Zugehörigkeiten und mit der Werbung um eine Klientel zu tun hat. Die Kulturpolitik ist ein Alltagsgeschäft. Ihre Einsätze zeigen sich im Detail des Umgangs mit Förderanträgen, der Bewilligung von Projekten, dem Erhalt und der Veränderung von kulturellen...