Sicherheit für Experimente
von Rainer Simon
Erschienen in: Recherchen 101: Labor oder Fließband? – Produktionsbedingungen freier Musiktheaterprojekte an Opernhäusern (02/2013)
In zweierlei Hinsicht wurde die traditionelle Finanzierung in den Gesprächen befragt: einerseits im Hinblick darauf, inwiefern der feste staatliche Zuschuss einen Rahmen für freie Projekte böte, und andererseits, inwiefern freie Produktionsformen sich auf die generelle Betriebsökonomie der etablierten Häuser auswirken könnten.
Die feste Finanzierung bietet der Produktion neuer Musiktheaterformate erhebliche Vorteile. Indem die programmierten Produktionen von vornherein finanziert sind, bleibt experimentellen Projekten, sobald sie auf dem Spielplan stehen, die ansonsten übliche und sehr mühsame projektweise Mittelbeschaffung erspart. Da die traditionelle Finanzierung im Vergleich zu vielen singulären Projektfinanzierungen zudem großzügig bemessen ist – ausgenommen sind hiervon die Projekte bekannter Freischaffender wie Heiner Goebbels, die durch etablierte Festivals womöglich besser finanziert sind als traditionelle Produktionen –, müssen Ideen hinsichtlich ihrer finanziellen Realisierbarkeit nicht permanent hinterfragt, daraufhin womöglich abgewandelt oder gar verworfen werden. Somit befreit die traditionelle Finanzierung die künstlerische Tätigkeit mitunter von einem gewissen ökonomischen Druck.
Anstatt nun aus diesen finanziellen auch künstlerische Vorteile zu ziehen, sie als Rahmen für die Erprobung neuer Musiktheaterformen zu nutzen, beobachtet Eberhard Kloke genau das Gegenteil: „Je besser die Institute finanziert sind, desto langweiliger ist ihr ‚Output‘.“24 Jochen Sandig spiegelt diese Korrelation, indem er darauf verweist, dass oftmals dort Innovation aufkeime, wo nicht materielle Interessen...