Du hast keine Vorstellung, was auf dich zukommt!“, warnte mich meine Freundin und Nochnicht-Kollegin Kerstin, als sie mich 2013 anrief. Sie hatte wissen wollen, ob ich jemanden für die Karlsruher Dramaturgie wüsste, und ich, zu der Zeit Student bei Autordramaturg John von Düffel, hatte unbescheiden mich selbst vorgeschlagen. Nein, ich hatte wirklich keine Vorstellung davon, was dann auf mich zukam; und als zunächst Kerstin, dann Schauspieldirektor Jan Linders und schließlich Generalintendant Peter Spuhler meinem Engagement zustimmten, zog ich aus meiner Berliner Kunstblase in das beschauliche Baden.
Das Erste, was einen dort erwischt, ist die brutale Hitze. Der Kaiser hat in Karlsruhe seine Kolonialbeamten erprobt, General Rommel sein Afrikakorps. Der massive Sichtbetonbau des Badischen Staatstheaters – aus allen Nähten platzend, ein Neubau längst überfällig – wird von Juni bis September eine thermische Herausforderung für die etwa tausend Menschen, die in ihm arbeiten. In diesem Supertanker der deutschen Stadttheaterlandschaft sind fünf Sparten vereint, mit der entsprechenden Vielzahl an künstlerischem, handwerklichem, administrativem und sonstigem Personal. Viele Hände zu schütteln, viele Namen zu merken. Viele Freunde zu finden.
Mein erstes größeres Projekt in Karlsruhe war ein Abend zu den Terrortaten des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds. Zusammen mit dem Regisseur Jan-Christoph Gockel und den sehr interessierten...