„Heute wissen wir es. Heute fassen wir diesen Sommer nicht und die Heiterkeit, mit der wir ihn erleben konnten.“ Mit diesen Sätzen beginnt Hans Schweikarts Novelle „Es wird schon nicht so schlimm!“, die er 1945 kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs schrieb. In der Erzählung erinnert der ehemalige Intendant der Münchner Kammerspiele an das deutsch-jüdische Schauspielerehepaar Meta und Joachim Gottschalk. Unter dem massiven Druck der Nationalsozialisten nahmen sich die beiden 1941 mit ihrem Sohn das Leben. 1947 machte Kurt Maetzig aus dem tragischen Stoff einen Filmerfolg. Dann galt der Text als verschollen, bis ihn Carsten Ramm wiederentdeckte. Auf der kleinen Bühne im Bürgerzentrum Hexagon hat der Bruchsaler Intendant das literarische Kleinod in Szene gesetzt. Im vergitterten Angstraum voller Fotografien, den Timo Schwarz geschaffen hat, träumen sich die Schauspieler in den dunklen Fluss des Erinnerns hinein. Zwischen altmodisch gerahmten Familienfotos und vergilbten Künstlerporträts hängt ein Türschild „Juden unerwünscht“. Ein normales Leben gibt es für die Menschen in Ramms Uraufführung nicht mehr.
Wie in einem Albtraum verzerrt Nadine Pape Klänge auf ihrer Geige. Denn immer stärker frisst sich Angst in die Köpfe der Künstler hinein. Nach der Machtübergabe wurden jüdische Künstler an den Theatern verdrängt, die Nationalsozialisten sprachen Berufsverbote aus. Die...