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Erschienen in: Letzter Vorhang (05/2017)
Auf dem Weg durch die verwinkelten Gänge des Hinterhauses kam ich allmählich in Fahrt. Gesichter huschten vorüber, unscharf und eigentlich zu nah, als hätte ich ein Vergrößerungsglas vor den Augen. Buderas Warze auf der Stirn, vom Puder schlecht gedeckt.
„Sehen wir uns gleich, Matze?“
Was für eine überflüssige Frage.
Drei der von Jürgen rekrutierten Statisten. Einer blutete aus der Nase. Dreifaches Grinsen. Als könne es keinen größeren Spaß geben. Auch diese Begegnung sollte mir noch zu denken geben.
„Hamse vielleicht Leuchtner jesehn? Keen Wasser nich da. Wenn det so bleibt, müssder euch heut mit Trockenwäsche begnüjen.“
Bärbel Schramm, breite Mittfünfzigerin, beinahe die Einzige, die mich siezte. Natürlich kam sie aus dem Osten. Leuchtner war Hausmeister. Natürlich hatte ich eine Ahnung, wo er sein konnte. Ich sagte über die Schulter: „Ist bestimmt auf der Probebühne.“
Sie wollte mir folgen. Da ertönte von weiter oben ein Schrei, etwa so wie bei einem Gewichtheber, wenn er zum Stoß ansetzt.
„Gehn Sie lieber wieder rein und machen erstmal die Tür hinter sich zu“, befahl ich vorsorglich.
Auf der Treppe nahm ich drei Stufen auf einmal. Breiiger Lärm wälzte sich mir entgegen. Das Patschen und Quietschen nackter Füße auf Parkett, monoton hochtouriges Motorensummen, hin und...